Samstag, 28. September 2013

Gibt es ein Rezept dafür jemanden Abblitzen zu lassen?

Seien wir mal ehrlich, jeder von uns kennt doch das Gefühl, wenn man von einer Person angemacht wird, von der man eigentlich überhaupt nichts möchte.
Diese Mischung aus Schmeichelei, Peinlichkeit und dumm-dreisten Schock, die in einem aufsteigt, wenn dem Typen (meist nach einem Bier zu viel) irgendein plumper Spruch über die Lippen kommt und man sich einfach nur möglichst schnell von dieser unangenehmen Situation befreien möchte.
Ich für meinen Teil, pflege es jedem die selbe Freundlichkeit zu schenken, ganz egal, wie sie aussehen, solange es dabei nur um ein nettes Gespräch geht, meistens reicht das ja auch schon um seinen Standpunkt klarzumachen.
Tut es das nicht, kommen hier oftmals hilfsbereite Freunde und Freundinnen ins Spiel, die genau in der Sekunde eingreifen, wenn sich die Lage hoffnungslos zuspitzt und deine Dienste als Tänzer, Seelenklempner oder auch Toilettenpartner ganz dringend benötigt werden.
In letzter Zeit bin ich nicht nur vermehrt für ein Mädchen gehalten worden, sondern auch in den Genuss ein paar wirklich widerlicher Anmachen gekommen, deren Verfasser meist genauso aussahen, wie der Spruch gewirkt hat - durch und durch abstoßend.


Eine solche Situation, in der mir leider kein hilfsbereiter Flügelmann (ja, Ok...in meinem Fall, wäre eine Flügel-Frau wahrscheinlich glaubwürdiger) zur Seite stand, ereignete sich vor ein paar Tagen - Szenario des Ganzen war jedoch keine überfüllte Bar, sondern der Münchner Hauptbahnhof.
Ich hatte ein Fotoshooting, der Tag war lang und anstrengend, als ich hörte, dass das letzte Bild im Kasten sei, war ich froh und machte mich so wie ich geschminkt war, auf den Weg zu meinem Zug.
Als ich gerade eine Strasse überqueren wollte, hielt mich ein Mann mit einer Vokuhila-Frisur auf um mich etwas zu fragen.
Eigentlich dachte ich, dass der Mittvierziger pakistanischer Herkunft mir Drogen oder etwas ähnlich Zwielichtiges verkaufen wollte, als ich überraschender Weise feststellen musste, dass dieser Mann mir doch tatsächlich sexuelle Avancen zu machen schien.
Höflich verabschiedete ich mich von ihm und wollte mich gerade wieder auf den Weg machen, als er erneut ausholte ... und das nicht gerade auf charmante Art und Weise...
Dieser Typ war nicht nur ungepflegt und aufdringlich, er war auch noch dreist und schwer von Begriff.
Ich habe ihn etwa so in Erinnerung:


Als ich im Zug Platz genommen hatte, ging mir diese Situation nicht mehr aus dem Kopf.
Ich wusste dabei nicht mal ob dieser Mann auf andere Männer stehen würde oder mich (wie so oft) bloß für ein Mädchen hielt, so oder so, konnte ich seine Dreistigkeit nicht vergessen.
Und um so mehr ich darüber nachdachte, um so mehr war ich enttäuscht.
Nicht etwa, weil der Typ so vulgär gewesen war, nein viel mehr, weil ich auch noch versucht hatte mich höflich aus der Ganzen Sache zu ziehen, damit er sich nicht noch unnötigerweise schlecht fühlen musste, stattdessen hätte ihm eine ordentliche Portion Realität nicht schaden können.
Was war nur in mich gefahren, ich sorgte mich tatsächlich um das Selbstbewusstsein eines völlig Fremden, der offensichtlich eine komplett falsche Wahrnehmung von sich selbst hatte oder glaubte er etwa, dass 50 kg Übergewicht und eine Woche Dusch-Entzug ihn attraktiver erscheinen liessen? Und der Einzige  der sich am Ende des Tages noch den Kopf über das Ganze zerbrach, war natürlich ich!
Ich dachte eine ganze Weile darüber nach und versuchte mich in beide Seiten reinzuversetzen, dabei stellte ich mir immer wieder die selbe Fragen, wie konnte er nur glauben, dass er Chancen bei jemandem in meinem Alter haben konnte? Und vor allem, woher nahm er sich das Recht so forsch und dreist dabei vorzugehen? Machte er sich wirklich Hoffnungen oder sah er in dem ganzen einen Spaß? Auf der anderen Seite, kam ich nicht umher mich zu fragen, ob Typen, wie er, nicht genauso das Recht hatten sich an die selben Menschen ranzumachen, wie ihre besser aussehenden Geschlechtsgenossen? 
War ich zu nett oder gar arrogant?
Sind wir es, die oberflächlich sind oder Leute, wie er, die sich zu viel rausnehmen?
Da ich mich auf dem Gebiet des Angebaggert werden noch lange nicht erprobt genug fühle um eine ordentliche Antwort zu definieren, beschloss ich mir eine professionelle, weibliche Meinung einzuholen.
(Schließlich geraten junge Frauen doch ständig in derartige Situationen, oder?)
Darf ich vorstellen - Julia.


19 Jahre alt, überaus hübsch und weckt aus unerklärlichen Gründen in jedem zweiten Mann (im Alter von 14 - 65) den Wunsch Babys zu zeugen.
Als ich meiner Freundin Julia von der Geschichte erzählte, wollte ich von ihr wissen, wie sie mit Typen umging, die ein Mädchen, wie sie, eindeutig nicht als Selbstverständlichkeit ansehen dürften und trotzdem meinten, sie schamlos und plump anmachen zu können.
Ihre Antwort war sehr aufschlussreich.
'In meinen Augen gibt es zwei Arten von Typen, die so rangehen. Die, die die sich ausschließlich auf ihr gutes Aussehen verlassen und die, die dieses Aussehen eigentlich nicht haben, aber trotzdem denken sie würden bei jeder landen.
Ist einer nett und will sich nur unterhalten, ist es mir egal wie er aussieht, will er dann mehr, kann ich ihm es immer noch freundlich klarmachen, dass ich kein Interesse habe. Ist er unhöflich, bin ich es natürlich auch. Da kann er aber noch so gut aussehen, das würde es dann nicht besser machen' 
Und so einfach diese Aussage schien, das ist die Antwort nach der ich gesucht hatte.
Hier bekommt der alter Kinderreim, was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem anderen zu eine ganz neue Bedeutung - oder irre ich mich, wenn ich behaupte, dass sicher jeder, der schon lahme Sprüche zu hören bekommen hat, auch mal in den Schuhen desjenigen steckte, der sich ungeschickt beim Flirten angestellt hat? 
Ich denke ihr wisst, worauf ich hinaus möchte. ;)
Freundlich zu sein, ist nie verkehrt und jemandem den Tag versauen muss man auch nicht gleich, dennoch können solche Typen auch ein bisschen Ehrlichkeit vertragen.
Und sollte mir das nächste Mal wieder kein passender Satz dazu einfallen, bin ich mir sicher, dass meine gute alte Freundin, die Königin der Abblitzsprüche, Samantha Jones, ein paar hilfreiche Tipps für mich im Petto hat, oder wie war das noch gleich mit 'Erzähl das doch dem Dartboard' 

Bild: misslanielove.com

1 Kommentar:

  1. ich musste bei diesem post wirklich mehrmals schmunzeln... danke dafür. hatte fast das gefühl ich hatte die situation aus der entfernung beobachtet. ich denke man muss das aus der situation heraus entscheiden und viel mehr finde ich hat deine freundin ziemlich recht.
    great work
    love, juliette
    http://lamodevictime.blogspot.de/

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