Freitag, 19. Juli 2013

Confessions of another Dreamer. - COAHD- Part III.

Vor kurzem fand ich mich selbst auf einer jener Parties wieder, bei denen ich mich selbst immer frage, wie es mich dorthin verschlagen hat.
Es war eine dieser Veranstaltungen, auf denen man das Gefühl hat jeder kennt ausschließlich deinen Namen (und vielleicht noch deine Kleidergröße) und solange du nicht anfängst dich auszuziehen oder etwas Vergleichbares zu tun, über das die Boulevardreporter am Tag darauf schreiben könnten, bleibt es auch dabei.
Es waren viele so genannte C-Promis unter den Gästen und ich muss sagen, ich amüsierte mich.
Mit 20 Jahren bin ich normalerweie der Jüngste und da ich bis heute keinen Alkohol trinke, auch der Nüchternste.
Ich weiss nicht ob es an der Tatsache lag, dass ich schon viel zu lange nicht mehr ausgegangen war und ein absolut fabelhaftes Outfit ausführen durfte oder daran, dass dieses Mal ein paar bekannte Gesichter tatsächlich an meiner Person interessiert waren, aber ich hatte (ehrlich) richtig viel Spaß.
Als sich der Abend langsam dem Ende zuneigte und ich bemerkte, dass mein Red Bull Sugarfree - gepushter Körper erste Anzeichen von Müdigkeit aufzuweisen schien, war ich gerade in ein Gespräch vertieft.
Der Junge hieß Christian und war auch Model. Wir waren uns noch nie begegnet, kannten einander aber von diversen Bekannten und begegneten uns hier zum ersten Mal persönlich. 
Christian hatte in seinem Heimatdorf ähnliche Erfahrungen gemacht, wie ich und ging damit so anders um, als ich es getan hatte.
Er ist aufgefallen, war ein kleiner Paradiesvogel ('einfach anders' würde an dieser Stelle, eine gute Freundin von mir sagen) und konnte nicht so ganz damit umgehen.
Er wurde drogensüchtig (bis auf Heroin und Crack war eigentlich alles dabei, ließ er mich wissen) und fühlte sich verloren, wusste nicht wohin mit seiner Persönlichkeit und war verzweifelt auf der Suche nach etwas.
Wonach wusste er jedoch selbst nicht.
Um dies herauszufinden stürzte er sich in sexuelle Promiskuität und dem altbewährten Hollywood-Artztneimittel gegen Selbstzweifel - Party.
Mit Beginn seiner Karriere als Model wurde die Ganze Situation nicht besser.
Er war einer dieser Jungs, die auf der Strasse gefragt wurden ob sie nicht mal Lust hätten Model zu spielen, weil sie einen natürlichen heroin-chic ausstrahlten würde (heroin war es zwar nicht, aber dafür genügend andere Drogen) und so fand er schnell den Einstieg in eine Welt, in der Drogen zum Alltag gehören können und herausstehende Knochen zum Statussymbol werden.
Dass es tatsächlich eine Menge Menschen gibt, die sich so etwas erarbeiten müssen und das Ganze nicht als eine einzige, große Party wahrnehmen, war ihm schleierhaft.
Ich begann mich selbst zu reflektieren und dachte dabei an etwas, dass ich mich bisher noch nie gefragt hatte: Warum bin ich eigentlich nicht drogensüchtig?
Ernsthaft, die Geschichten, die er in seiner Heimat erlebt hatte, waren nichts im Vergleich zu dem, was ich ihm über ungewollte Provokation erzählen konnte (fliegender Leberkäse, gebrochene Nasenbeine, im Gesicht landende Torten und im Moor versunkene Knöchel - ausgeschlossen). 
Hatte ich einfach nur Glück oder ist da mehr dahinter? 
Und da begann ich unweigerlich über Selbstwertgefühl nachzudenken. 
Mag sein, dass Drogen mein Leben kurzfristig erleichtert hätten, aber was dann? Was geschieht danach? Was wenn die Probleme stärker werden, als der Rausch selbst?
Der Junge war Mitte 20 und ist mit seinem Körper (und seiner Psyche, die sich momentan in einem mehr als fragwürdigen Zustand befindet, von seiner Karriere ganz zu schweigen) umgegangen als hätte er zehn weitere davon im Schrank hängen, er hatte einfach nur Glück, dass man ihm das nicht unbedingt ansieht, aber er hätte theoretisch auch als neues Meth-Face der Republik auf sich aufmerksam machen können.
Dieses Risiko, seinen Körper und seinen Geist zu verbrauchen für etwas so kurzweiliges wie ein Drogen-Rausch, dafür waren meine Ziele einfach zu groß und ich mir selbst zu viel wert. (manchmal vielleicht auch zu viel...aber kann man das überhaupt? sich selbst jemals zu viel wert sein?)
Ich will die Jugend unserer Gesellschaft nicht verurteilen (vor allem, weil ich der Meinung bin, jeder sollte selbst entscheiden, wie er mit sich selbst umgeht), weil sie aus Orientierungslosigkeit oft zu Drogen und Alkohol greifen, aber macht man sich es dadurch nicht ein wenig zu einfach?
Ich glaube es ist leichter sich einen Joint anzuzünden und seine Probleme zu vergessen, als sich darüber im Klaren zu werden, was man von sich selbst und seinem Leben erwartet.
Ich kenne Menschen, die aus Spaß Drogen nehmen und welche, die (wie sie es selbst gerne formulieren) zur Erweiterung ihres Bewusstsein zu den bunten Pillen greifen.
Andere wiederum wollen darüber hinwegtäuschen, dass sie eigentlich keine Persönlichkeit haben und um Probleme zu vergessen, die am nächsten Morgen leider präsenter, denn je sein werden. 
Gerade als Christian bemerkt hatte, dass er für die Allgemeinheit etwas 'Besonderes' darstellt und es ihm gelingt Leute auf irgendeine Weise berühren zu können, eben nicht mit einem grauen Schleier durch die Masse zu gehen, wäre er es sich doch selbst schuldig gewesen, dieser Besonderheit auf den Grund zu gehen und sie zu entfalten, statt sie im Suff zu ertränken ... so habe ich das jedenfalls bei mir selbst empfunden.
Er erzählte mir, dass es ihm manchmal gleichgültig gewesen wäre ob er die Party überlebt hätte, Selbstwertgefühl war da keines vorhanden.
Wenn ich eines nicht sein möchte, dann ist es ein Moralapostel.
Jemanden zu verurteilen oder ihm gar vorzuschreiben, wie er mit sich selbst umzugehen hat, ist definitiv nicht meine Absicht, gerade wenn Drogen im Spiel sind, gibt es meist facettenreichere Hintergründe, als es zunächst den Anschein haben mag (und Menschen, die mehr Ahnung mitbringen, als ich es tue) allerdings würde ich gerne vermitteln, wie ich persönlich mit Drogen umgehe.
Sie reizen mich nicht, in keinster Weise. Ich weiss gar nicht warum das genau so ist und ob sich das verändern wird, aber so viele Menschen, die ich bewundert hab e(oder es sogar heute noch tue) sind viel zu früh von uns gegangen und ich habe nie zu ihnen gehören wollen.
Warum ich diese Geschichte erzählen wollte?
Gute Frage ... Ich glaube, weil es mich genauso hätte treffen können. Auch ich hätte Lästereien, Selbstzweifel und 'Anders sein' anders verarbeiten können und zu Drogen greifen können. Auch ich hätte mit 17 abstürzen und mit 20 sterben können.
Hört sich melodramatisch an, ist es aber gar nicht. Christian wäre es fast.
Ich hab mich stattdessen für ein anderes Leben entschieden und vielleicht tut es der ein oder andere unter euch ja auch.

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