Freitag, 16. August 2013

Hass ist das neue Schwarz.

Purpur bei Jean-Paul Gaultier, weiss bei Chanel, Colour-Blocking bei Dior - die Designer präsentieren uns auf den Haute-Couture Schauen in Paris ihre Vision der neuen Farben, Schnitte und Muster.
Doch ganz egal was Sie uns diktieren, es gibt einen Trend, an dem kommt momentan wirklich keiner vorbei - Hass.

Ich weiss nicht woran es liegt, aber ich habe schon seit längerem das Bedürfnis darüber zu sprechen, dass sich unsere Gesellschaft vermehrt das Recht nimmt sich negativ zu äußern und es anschließend als eigene Meinung verpackt.
Da stellt sich mir die Frage, wie viel eigene Meinung ist erlaubt? Und hat wirklich jeder das Recht sich äußern?
Entscheidet man sich dazu etwas zu tun, das aus der Masse ragt, ist es nachvollziehbar, dass es nicht alle gut finden werden, aber ich spreche hier nicht von ernst gemeinter Kritik, die etwas verbessern soll, sondern grundloser Negativität. Beispielsweise die Lust ein eher untypisches Foto zu veröffentlichen oder eine extravagante Frisur zu tragen, schon kommt sie von überall her - die sogenannte 'eigene Meinung', ganz egal ob man danach fragt oder auch nicht.
Ironischerweise melden sich dann immer Menschen zu Wort, von denen man schon ganz vergessen hatte, dass man auf Facebook mit ihnen befreundet ist oder dass man überhaupt noch in Kontakt miteinander steht. 
Das beste Beispiel für mich, ein Bekannter (ich kann ihn wirklich nicht Freund nennen, ich glaube ich habe ihn seit über einem Jahr nicht mehr gesprochen) ließ mich wissen, dass er einen Blogeintrag unpassend fand.
An sich ja Ok (wenn er das Gefühl hat mir das zu sagen, bitte...).
Doch das Komische (so komisch ist es eigentlich gar nicht) dabei ist, nie, wirklich nie würde er etwas Positives von sich geben. Aber sobald er auch nur den Hauch von etwas findet, das ihm nicht gefällt, meint er gleich das Recht zu haben, mich darauf hinzuweisen. Wie soll ich denn so eine Art von Kritik überhaupt ernst nehmen? 
Und das kennen wir doch wirklich alle. Tag für Tag gehen wir mit der selben Frisur durchs Leben - kaum entscheidet man sich für eine Veränderung, 'also mir hats vorher ja viel besser gefallen, warum hast du das nur getan' ... hat man von dieser Person auch nur ein einziges Mal ein Kompliment zu seiner alten Frisur bekommen? Nein und das ist es, waum man so etwas auch nicht ernst nehmen darf.
Und das ist auch genau der Grund dafür warum sich viele von uns, die es eigentlich gern würden, überhaupt nichts mehr trauen.
Und die, die sich trauen, halten es auch ja sowieso aus. 
Betrachten wir mal die Posts von sehr bekannten Persönlichkeiten, wie Lady Gaga, Miley Cyrus oder auch Bonnie Strange.
Veröffentlicht letztere beispielsweise ein Foto von sich im Bikini, gibt es selbstverständlich euphorische Reaktionen, doch bereits an dritter Stelle liest sich ein Kommentar, wie 'Deine Titten sind zu klein, du bist so hässlich' und damit nicht genug, so eine Aussage erntet dann auch noch 130 Gefällt-mir Angaben.
Allein schon die Tatsache, dass sich Leute mit der Facebook-Seite einer Person beschäftigen, die sie doch offensichtlich gar nicht leiden können, und dann auch noch ihre Zeit damit vergeuden sämtliche (!) Bilder dieser Person negativ zu beurteilen, löst in mir Kopfschütteln aus.
'Du bist ganz schrecklich oder 'du hast dich doch bloss hochgeschlafen' folgen. Deine Meinung - darfst du sie deshalb auch wirklich aussprechen? 
Ein wahrer Schlagaustausch zwischen Fans und den Autoren solcher Kommentare zwingt jene noch mehr Zeit auf der Seite der verhassten Person zu verbringen. Es scheint endlos.
Schaut man sich dann die Profile der strengen Kritiker an, muss man nüchtern feststellen, dass weder persönliche Angaben, noch ein ausdrucksstarkes Profilbild vorhanden ist - absolute Anonymität oder doch eher Feigheit?
Nicht zu vergessen, die allseitsbeliebten Handy-Spiegel-Profilbilder, die mit kitschigen Floskeln (die gerade nur so vor Rechtschreibfehlern strotzen) geschmückt sind - bitte nicht falsch verstehen, nichts gegen solche Bilder (Ok, vielleicht doch ein kleines bisschen was), aber wie soll man einen Hass-Kommentar zu einem Foto auch nur ansatzweise ernst nehmen, wenn die Person es ja selber nicht besser macht? (bzw. wesentlich schlechter)
Haben die denn wirklich nichts besseres zu tun? Warum löst ein Bild solche negativen Gefühle aus? Und vor allem, wozu die ganze Mühe? 
Fragen über Fragen und meilenweit keine Antwort in Sicht.


Positive Kommentare könnten natürlich genauso als Zeitverschwendung angesehen werden, aber als Fan oder Freund macht man das ja auch wirklich gerne....doch wenn man die Person ablehnt, wieso überhaupt der ganze Aufwand?
Zugegeben, als Person des öffentlichen Lebens stellt man quasi eine Angriffsfläche da, doch wer jetzt denkt, dass Ganze betrifft nur Prominente und Menschen, denen es sowieso nicht mehr auffällt, der muss nur einen Blick in sein privates Umfeld werfen.
Das Nachtleben stellt die perfekte Ausstragefläche für solche Situationen da. Viele Menschen, laute Musik und Alkohol, der mit den Hemmungen, auch den letzten Funken Respekt vor Anderen wegspült - verhasste Kommentare im Vorbeigehen, lautes Hinterrufen von Beschimpfungen oder (tatsächlich) mit Sachen beworfen zu werden, all das darf ich zu meinem persönlichen Repartoire zählen. 
Sicher, eine eigne Meinung ist erlaubt, aber haben Menschen wirklich das Recht sich ein Urteil über eine Person zu machen, die sie überhaupt nicht kennen und es ihr dann auch noch ungefragt mitzuteilen? Ist heutzutage wirklich JEDER ein Thema?
Was Mobbing, Cyber-Hating und Beschimpfungen aulösen, können wir Tag für Tag in den Nachrichten und Selbstmordbriefen nachlesen.
Ich würde an dieser Stelle gerne eine logische Schlussfolgerung erkennen, wie 'reine Unzufriedenheit mit sich selbst ist ganz klar die Ursache für solches Verhalten', doch das mag nur bedingt stimmen, denn seien wir doch mal ehrlich, die Gruppe von Freunden, die sich beim Tanzen über einen lustig machen, scheinen doch einen nicht weniger lustigen Abend zu haben als man selbst, also wieso dann das Ganze Drama?
Genauso wenig ist Neid der Grund. Oder glaubt ihr, dass die Primitivlinge, mit deren Begegnungen ich meinen Blog fülle, wirklich neidisch auf meine Frisur oder meine Vintage-Versace Tache sind? Eben, ich auch nicht.
Neid und Selbstzweifel können wir also auschließen und das lässt mich ein Fazit ziehen, das die ganze Zeit so offensichtlich war, ich aber dennoch viel beunruhigender finde - nämlich, dass es überhaupt keinen plausiblen Grund gibt. Es gibt einfach keinen Grund warum eine Person beim Weggehen das Recht hat dir zu sagen, dass du hässlich oder fett aussiehst oder dich auszulachen, dein Bild schlecht zu machen, oder dir zusagen, dass deine Frisur dir nicht steht, wenn du nicht danach fragst.


Das einzige was jetzt noch in Frage kommt, ist Wut. Nicht auf das kurvige Mädchen, das ihr kurzes Kleid auf der Tanzfläche präsentiert oder auf den Jungen, der seinen Blumenkranz mit stolz trägt, sondern Wut auf einen selbst. Woher diese kommt, kann sich die Person wahrscheinlich selber nicht erklären, Vielleicht ist es Orientierungslosigkeit oder Selbsthass, den man an anderen auslässt oder einfach nur Unsicherheit, die man damit überspielen möchte...
In jedem Fall, ist sie nicht an andere zu richten und als Schlusswort bleibt mir nur eines zu sagen:
Lasst euch Eier wachsen und findet euch damit ab, denn wer schon den Mut hat, etwas zu riskieren, lässt sich von hasszerfressenen Persönchen nicht das Leben diktieren, das überlassen wir dann doch lieber Jean-Paul, Karl und Co. .... oder eben auch nicht.  

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