Montag, 18. November 2013

Vorfreude ist die schönste Freude, oder?


Seit nun mehr als einem Monat erstrahlen viele unserer Schaufenster in vorweihnachtlichem Glanz und das obwohl die Weihnachtszeit noch nicht einmal begonnen hat.
Diese kleine Tatsache wird jedoch dezent ignoriert und nicht sonderlich ernst genommen, ganz im Gegenteil, es wird geschmückt was das Zeug hält. H&M sendet uns bereits die Ankündigung ihrer Festtagskollektion (und das obwohl die Isabel Marant Kollektion noch nicht einmal zum Verkauf freigegeben war!), Kürbisse weichen Christbaumkugeln und auf Events locken einen nun Stollen und Plätzchen, statt Cupcakes, in die Kalorienfalle und irgendwie machen wir doch alle gerne mit.


Weihnachten ist jedoch nicht das Thema worauf ich hinaus will. 
Als ich an einem ungewöhnlich-sonnigen Novemberanfang den Münchner Odeonsplatz in eine Seitenstrasse verließ, wurde ich beinahe geblendet von unheimlich schönen Lichterketten und ich musste überraschender Weise feststellen, dass mich dieser Anblick sofort dazu veranlasste mich auf Weihnachten zu freuen und das, obwohl ich inspiriert von der Sonne im Gesicht, mit meinen Gedanken eher beim neuen Selbstbräuner von Dior hängen geblieben war und nicht bei Nikolaus & Co.
Zuhause angekommen, konnte ich nicht mehr aufhören über die funkelnden Lichter und den festlichen Schmuck nachzudenken, der Gedanke an Lebkuchen und Weihnachtsbäume zauberte mir unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht und ehe ich mich versehen konnte, war ich in meinem Kopfkino bereits bei der Wahl meines Outfits für die Feiertage angelangt - (ok, das geht zu weit!) Notbremse!
Vorfreude ist ja schön und gut, aber wir sind im Kalender noch so früh dran, dass ich den Kajal von Halloween quasi noch im Gesicht trage, wieso bin ich also so leicht reinzulegen?
Ich habe das Gefühl, dass wir uns auf eine Sache so sehr freuen müssen, dass wir die bevorstehenden Ereignisse völlig ausblenden. 
(Womit wir wieder beim Thema Isabel Marant pour H&M und die Weihnachtskollektion wären)
Vorfreude ist die schönste Freude - auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass der Autor dieses Sprüchleins etwas anderes im Sinn hatte, als das was die Konsumindustrie heute daraus macht, ist das die einzig logische Erklärung auf das Ganze.
Ich liebe Weihnachten, sehr sogar, aber wenn wir ehrlich sind, wäre Weihnachten ohne die Vorbereitung, ohne das drum herum - eben ohne die ganze Vorfreude doch nicht mehr, als ein verlängertes Wochenende, an dem es Geschenke und zu viele Kohlehydrate in Gesellschaft seiner Familie gibt. 
Ich konnte nicht anders, als mich zu fragen ob durch Vorfreude unsere Erwartungen größer werden, als das Ereignis an sich. Und wenn ja, ist das dann etwas Gutes oder werden wir am Ende bloß enttäuscht?


So ist das doch auch im Leben. In meinem zumindest.
Worauf ich hinaus möchte ist der Gedanke, der mich bereits seit meiner Kindheit begleitet.
Mein ganzes Leben lang (schrieb er mit 20) träume ich nun schon davon irgendwann einmal groß rauszukommen, es auf die Magazine dieser Welt zu schaffen, eine Stimme in der Öffentlichkeit zu haben und Dinge zu tun, von denen ich nicht mal im Traum wagen würde, sie jemals wirklich zu schaffen. Ich wünsche mir das so sehr und träume Tag für Tag vor mich hin, sodass ich am Ende nicht mal merke, wenn sich jene Träume tatsächlich in mein echtes Leben verwandeln.
Man versteift sich so sehr auf das Ziel, dass man dabei völlig den Weg übersieht und vor allem den Spaß, den dieser mit sich bringt.
Ich meine damit, dass man beim Genuss von Lady Gagas neuem Album noch so oft von seinem ersten Cover-Shooting träumen kann, es am Ende wahrscheinlich nichts bedeuten wird, wenn man auf dem Weg dorthin, nicht jede einzelne Fotostrecke zu schätzen weiss.
(welch tiefgründiger Vergleich)
Wenn ich eines gelernt habe, dann das alles anders kommt, als geplant, aber ist das denn so schlimm?
In den letzten vier Wochen konnte ich auf keine Party gehen (egal ob Mode-Event oder Hip Hop Rave) ohne das mich (mindestens) eine wildfremde Person auf meinen Blog ansprach, mich um ein Foto bat oder (was ich besonders lustig fand) mich mit den Worten begrüsste 'Ich kenne dich von Instagram'.
(Da merkt man wirklich, dass sich die Zeiten geändert haben).
Letzte Woche erzählte mir sogar eine Moderedakteurin, dass sie und eine Kollegin meinen Blog lesen würden und auch der ein oder andere Fotograf liess mich wissen, dass er bereits länger ein Auge auf mich werfen würde.
Worte, die mir das Herz aufgehen lassen.
Ok, das erste Covershooting ist vielleicht noch nicht in Sicht, aber ist denn das alles wertlos?
Was sich jetzt vielleicht kitschig anhören mag, bedeutet für mich wirklich mehr, als das es sich ein jener von euch auch nur vorstellen kann. 
Ich denke jeder, der sich etwas Großes vom Leben erwartet, sei es ein Alltag im Rampenlicht oder die perfekte Familie, weiss wie dunkel, die Momente sind, in denen man Niederlagen einstecken muss, die den Lebenstraum gefährden könnten und auf der anderen Seite strahlen die Tage, an denen man sich dem Ganzen mehr verbunden fühlt, heller als jedes Weihnachtslicht. 
Da steckt so viel Leidenschaft in jedem einzelnen Moment, dass es sogar mir schwer fällt, meine Gefühle abzutippen.
Selbstverständlich weiss ich so ein Kompliment in dem Moment sehr zu schätzen und freue mich, doch dann kommt der Tag, an dem der Castingagent nicht anruft oder die Antwort, auf die man so sehnlichst gewartet hat, anders ausfällt, als erwünscht, ein blöder Spruch von einem fremden in der Ubahn und es wird dunkel. Das Ziel, das man gerade noch so klar vor Augen hatte, scheint meilenweit entfernt und die Person, von der man glaubte sie in und auswendig zu kennen -man selbst- scheint sogar noch weiter weg zu sein. Man fällt in ein Loch. In meinem Fall, habe ich jetzt immer etwas, womit ich mich da wieder raus ziehen kann - (nein, immer noch nicht Weihnachten) euch! Danke dafür.
Danke an all denen unter euch, die mir das geben worauf ich mein Leben lang gewartet habe, mein Recht zu funkeln. Danke an jeden, der mich auf der Strasse anspricht, meiner Stimme Gehör verschafft, meinen Blog liest oder einfach nur nett zu mir ist und mich akzeptiert, wie ich bin.
Danke dafür, dass ihr aus der Vorfreude auf ein Ziel, das zwar noch lange nicht erreicht ist, aber eigentlich schon längst zu meinem echten Leben gehört, Motivation gemacht habt und mir zugleich den Blick geschenkt habt, diese zu erkennen. 
Wenn Vorfreude auf etwas, das gar nicht so weit weg ist, den eigentlichen Spaß trüben kann, sollte man sich selbst daran erinnern, was man im Hier und Jetzt hat, statt nur von der Zukunft zu träumen, denn wann man an dem Punkt angelangt ist, an dem man die Lichter bei Seite geschoben hat, ist man erstaunt, wie schön das Schaufenster dahinter aussehen kann, auch wenn der Anblick, vielleicht ein anderer ist, als zunächst erwartet.
Mit diesen Worten wünsche ich euch einen fabelhaften Start in die pre-weihnachtlichen Vorbereitungen, aber vielleicht genießt der ein oder andere von euch, auch mal, die Zeit zwischen Herbst und der Weihnachtszeit, ihr werdet überrascht sein mit was für Überraschungen so ein lauer November-Tag auftrumpfen kann.

Mittlerweile ist der Monat fortgeschritten und wer nun wirklich nicht mehr warten möchte, sollte dem X-Mas Pop Up Store in der Neuturmstrasse 2 einen Besuch abstatten. 
Von Christbaumkugeln über Lichterketten, Nussknacker und Weihnachtsengel -  hier findet sich alles, was sich Rudolf & Co. nur wünschen können.

1 Kommentar:

  1. ein gelungener text, erst hat mich die länge abgeschreckt, doch dann ohne es zu merken, hatte ich ihn komplett gelesen und jede zeile genossen, du sprichst mir so aus der seele, manchmal bekommt man wirklich nicht mit wie weit man eigentlich gekommen ist und vergisst die kleinen erfolgsmomente zu sehen! danke für diesen text.
    love,juliette
    http://lamodevictime.blogspot.de/

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