Montag, 3. März 2014

Der IT-Faktor oder auch Confessions of an IT-Boy.

Dass mein Leben mich manchmal in die ein oder andere skurrile Situation wirft, dürftet ihr bereits festgestellt haben, doch als ich neulich durch die Münchner Innenstadt flanierte, ist mir etwas wirklich Neues passiert.
Ich war gerade dabei Geschäfte mental leerzukaufen, in denen ich mir nicht mal ein einziges Teil leisten könnte, als ich an einer Gruppe 15 jähriger Jungs vorbei ging.
Normalerweise kann ich im Kopf die Sekunden abzählen, die es dauert bis die Gruppe zu lachen beginnt oder mir irgendeine Beleidigung hinterherruft, doch dieses Mal bekam ich etwas ganz anderes zu hören 'Heeeeey, ITboy!'
Ehe ich mich umdrehen konnte, war die Gruppe schon verschwunden.
Ohne wirklich darüber nachzudenken ging ich weiter, doch spätestens als ich bei Hermes um die Ecke bog, kam ich nicht umhin mich selbst zu fragen was ich davon halten sollte.
War das etwa ein Kompliment oder eine Beleidigung? Woher kennen die mich? Sie sahen jedenfalls nicht danach aus als würden sie sich mit so etwas, wie meinem Blog beschäftigen.
Zuhause angekommen dachte ich über den IT-Faktor nach. Als ich nach München zog und mein Leben mehr von Partys und Events dominiert wurde, als von Model-Jobs und Dreharbeiten, war ich unendlich stolz darauf in der Presse ab und an als IT-Boy erwähnt zu werden. Das Ganze gefiel mir sogar so gut, dass ich meinen Blog eine Weile lang mit dem Untertitel 'Chronicles of an IT-Boy' versah.
Doch was ist dieses IT denn eigentlich? Wofür steht es? Passt es heute noch zu mir und wenn ja, finde ich es gut?


Zwei Buchstaben, die dein Leben ändern können und dafür sorgen, dass du entweder wahrgenommen wist oder ausgelacht. Möchte ich das?
Fragen über Fragen und keine brachte mir eine Antwort, als ich schliesslich zu meinem DVD-Regal ging um die Disc mit der Aufschrift Factory Girl in meinen DVD-Player einzulegen.
Ein Film, den ich schon 1000 Mal gesehen hatte und der mit Sienna Miller (selbst eine Art IT-Girl) die Geschichte von Edie Sedgwick erzählte, die dank Andy Warhol die Erste war, die mit dem gewissen Etwas berühmt wurde und im Alter von 27 Jahren starb.
Was wusste ich über Edie? Edie war ein Mädchen aus gutem Hause, das die New Yorker Kunstszene der High Society der 60er Jahre vorzog und ihr Geld als Model verdiente, bis sie letztendlich zu viele Drogen nahm und dadurch zuerst ihr Gesicht und anschliessend ihr Leben verlor. Selbst heute feiert man sie als Stilikone und legendäres Partygirl.
Wenn Edie das erste IT-Girl der Modewelt war, was hat dieses IT noch mit den sogenannten IT-Girls der heutigen Generation zu tun?
Den Wunsch in uns zu hegen IT-Girl zu werden und daraus einen Beruf zu machen, haben wir wohl der einst meist fotografierten Frau dieser Welt zu verdanken - Paris Hilton.
Paris, die ja selbst auch aus einem wohlhabenden Familienhaus stammt und durch Partyexzesse Schlagzeilen machte, brachte sich selbst erst so richtig ins Gespräch als ein selbsgedrehtes Sexfilmchen mit dem vielsagenden Titel 'One Night in Paris' das Internet eroberte. 
Auch wenn man sich heute noch an den fragwürdigen Karriereeinstieg erinnert, hat man Paris mittlerweile wohl mehr als naive, aber nicht weniger erfolgreiche Geschäftsfrau im Kopf, die mit ihren eigenen Kollektionen Milliarden-Umsätze feiert und aktuell Platz drei der bestbezahlten DJs dieser Welt belegt. Nachdem sie nahezu jedes relevante Modemagazin Cover zierte und im Reality-TV mit ihrer besten Freundin Nicole Richie das Simple Life eroberte, war der Ausdruck IT-Girl wirklich jedem von Begriff.
Doch was ist denn nun ein IT-Girl? Liegt es am Geld der Eltern, am fehlenden Berufsbild oder am persönlichen Kleidungsstil? Ist es etwas worüber man sich freut oder peinlich?
Eine, die diesen Titel ohne das Geld ihrer Eltern, dafür mit ihrer Jugend bezahlen musste, ist Lindsay Lohan. Eine Schauspielerin, die zusammen mit Paris und Nicole die Schlagzeilen sämtlicher Klatschblätter über fast ein ganzes Jahrzehnt dominierte und dem Begriff IT-Girl zu einem neuen, fragwürdigen Image verhalf.
Mal abgesehen von den Partyvorlieben und Drogeneskapaden scheint sich dieses IT bezahlt zu machen. Diese Mädchen verdienen Millionen mit ihrem Aussehen, gelten als Mode-Ikonen und verkehren in den kreativsten Kreisen dieser Welt.
Spätestens seit Glitzerkleider gegen Gefängnis-Overalls eingetauscht wurden, wird der Ausdruck IT-Girl heute lieber neben aufstrebenden Fashionistas abgedruckt (die allesamt aus England zu kommen scheinen, wenn man der InTouch glaubt), die wie einst Edie als Model arbeiten und mehr durch ihre Persönlichkeit auf sich aufmerksam machen, als durch ihre kommerziellen Erfolge.
Erstmals werden auch Jungs mit einem IT gekrönt. In diesem Fall modisch experimentierfreudige Männer, wie Marc Ronson oder Hollywoods neuer Superstar Jared Leto.
Atribute, wie Geld, ein berühmter Familienname oder Abhängigkeiten treten in den Hintergrund und ein einzigartiges Auftreten, Persönlichkeit und ein eigener Sinn für Mode scheinen das IT heute zu definieren.
Hört sich doch gut an. Ist nach dem Jahrzehnte langen Party-Image, das das Wort IT in der Presse begleitete etwa Besserung in Sicht? Wird das IT wieder etwas, worauf man stolz sein kann?


Fragen, die sich das heute kommerziell erfolgreichste aller IT-Girls wohl selber stellt -Kim Kardashian.
Keine scheint in der Modewelt mehr zu polarisieren, als die PO-sing süchtige Kim.
Obwohl sie das Baby eines Musikgenies zur Welt gebracht hat und von Ikonen, wie Karl Lagerfeld fotografiert wird, zerreißt man sie in der Presse und stuft sie in der Modewelt als nicht relevant ein. Auf der anderen Seite hat sie mit einem geschätzten Jahreseinkommen von rund 30 Millionen Dollar wohl genügend Selbstbewusstsein auf der Bank um über solchen Kommentaren zu stehen.
Nachdem ich mir Gedanken über nahezu jedes IT-Girl der Geschichte gemacht hatte, wusste ich zwar einiges über Entzugskliniken, aber immer noch nicht was ich von meinem eigen IT halten sollte.
Heutzutage wirkt der Begriff schon so abgestumpft, das rothaarige Dschungelcamp Kandidaten ihn sich zu eigen machen können und damit auch noch erfolgreich werden.
Etwas, womit ich mich selbst alles andere als identifizieren kann, geschweige denn möchte.
Abgesehen davon, dass ich nichts von Drogen halte (ich habe noch nicht einmal Alkohol getrunken)  und auch nicht als Erbe eines Hotel-Imperiums gehandelt werde, möchte ins Rampenlicht. Daraus mache ich kein Geheimnis, aber am Ende des Tages will ich dort nicht grundlos meinen Platz einnehmen, sondern für etwas stehen. Nämlich für echtes Talent und Persönlichkeit, ein eigenes Auftreten und einer noch eigneren Meinung.
(Ich weiss natürlich, dass man eigen nicht steigern kann, aber ich dachte mir, wenn man als IT-Girl schon auf Unterwäsche verzichten kann, darf ich wohl auch auf grammatikalische Stolpersteine verzichten!)
Alles in allem kann dieses kleine, auf den ersten Blick so unbedeutende Präfix Menschen zu Stars machen und genau das wünsche ich mir.
Ich will mir mit dem Beruf, den ich liebe einen Namen machen und stehe zu meinen Träumen, wenn das zur Folge hat, dass man mich einen IT-Boy nennt, dann trage ich dieses kleine Beihängsel mit Stolz, aber auch mit dem Gedanken im Hinterkopf es nie größer werden zu lassen als die Werte, die mich ausmachen und der Job, den ich machen will.
Ob es mich am Ende ans Ziel bringt oder mir einen Umweg beschert, kann ich an diesem Punkt nicht sagen. Ob ich es wirklich gut heissen soll oder nicht, weiss ich auch nicht. Was ich jedoch weiss ist, dass die Edies dieser Welt auf vieles Wert legten, jedoch nicht auf gesellschaftliche Schubladen und davon könnten wir uns alle vielleicht noch eine Scheibe abschneiden, egab ob mit oder ohne IT.

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