Dienstag, 22. April 2014

Von Gender-Fragen, Single-Bekentnissen und unseren persönlichen Beziehungs-Kakerlaken.

Neulich war ich mit ein paar Filmemachern im meinem Lieblingscafe Cotidiano verabredet um mit ihnen über Androgynität in der Mode zu sprechen.
Schaut man sich die Kollektionen der kommenden Saison an, sieht man viele Teile, die sowohl von Männern, als auch von Frauen getragen werden können.
Als androgyner Junge oder noch mehr als androgynes Model wird man oft mit Gender-Fragen konfrontiert.
'Entscheidest du je nach Tagesform ob du ein Junge oder ein Mädchen sein willst?' fragte mich einmal eine Redakteurin der Bildzeitung nach einer Show auf der Berliner Fashionweek.
Aussagen, wie diese zeigen mir (dass Menschen blöd sind!) , dass die Gesellschaft noch nicht wirklich weiss, wie sie diesen Begriff einzuordnen hat und das obwohl die Modemacher von heute bereits seit Jahren auf eine geschlechtslose Ästhetik setzten.
Oder habt ihr euch noch nie gefragt wieso Frauen ohne Kurven und Männer mit der selben Jeansgrösse die Laufstege der Welt erobern und nicht Kurvenwunder a la Kate Upton?
Auch wenn ich in einem für Frauen entworfenen Look über den Laufsteg gehe, weiss ich doch genau, dass ich darunter ein Mann bin und daran möchte ich persönlich auch nichts ändern, auf der anderen Seite weiss ich, dass ich auch in einem klassischen Herrenanzug einen femininen Jungen darstellen kann - und dadurch das Ganze wieder androgyn erscheinen lasse.
Wenn die Grenzen zwischen Mann und Frau (was Mode) angeht also verschwimmen, wird es auch schwer die Begriffe 'Männlich' und 'Weiblich' zu definieren.
Ich persönlich empfinde mich nicht als unmännlich, wenn ich ein feminines Outfit trage.
Im Gegenteil, ich finde unsere Persönlichkeit sollte uns definieren und so auch unsere Vorstellung von dem was wir als männlich und weiblich empfinden.
Nachdem ich sämtliche peinliche Situationen auf öffentlichen Toiletten oder Umkleidekabinen erklärt hatte und jedes Interview, das ich zu diesem Thema gegeben hatte, noch einmal Revue passieren liess,  entwickelte sich aus einem Gespräch über Mode ein Gespräch über Liebe. Und aus einem Gespräch über das, was wir suchen letztendlich ein Gespräch über das, was wir selbst sind.
Ein Mädchen aus der Gruppe erzählte mir, dass sie sich selber beispielsweise nicht als typisches Mädchen sehen würde und auch einen Look anstrebte, der das klassische Geschlechterideal verwerfen würde, sie aber aber bestimmte Vorstellungen von dem Menschen an ihrer Seite hatte - angefangen beim Geschlecht.
Ich konnte nicht anders, als zu schmunzeln und die Frage in den Raum zu werfen, wer von den Anwesenden denn in einer festen Beziehung sei.
Als ich erfuhr, dass jeder von ihnen Single war, aber dennoch genaue Vorstellungen hatte, von dem was sein Partner mitbringen sollte, konnte ich nicht anders als ein Gespräch über Liebe zu einem Gespräch über Freundschaft werden zu lassen.
Wenn ich dabei einen Blick auf meine Freunde werfe, kann ich ohne mit der Wimper zu zucken über echte Liebe sprechen, die über Geschlechter und Körperlichkeit hinaus geht und schon so etwas, wie Seelenverwandschaft darstellt.
Und ich hoffe aufrichtig, dass ihr so etwas über eure Freunde auch sagen könnt!
Wenn wir doch mal ehrlich sind, begleiten uns diese nämlich weitaus länger, als die Beziehungen, die wir als Liebesbeziehung ansehen.
Freunde sind oft schon vorher da und meistens auch danach und stehen all das mit einem zusammen durch, man ist sogar während man die Beziehung führt nicht allein damit - Freunde sind die Kakerlaken, die jedes Drama in unserem Leben überleben und uns daran erinnern,  wer wir sind.
Ist es da nicht komisch, dass wir am Ende mit den Menschen eine längere und auch glücklichere Beziehung führen, die wir nicht danach auswählen, welches Geschlecht sie haben, wie sie aussehen oder was für einen Job sie ausüben? Die wir einzig und allein in unsere Leben lassen, weil sie zu uns passen?
Wären wir am Ende nicht alle glücklicher und zufriedener mit unseren Partnern, wenn wir sie nach den selben Kriterien auswählen würden, wie wir unsere Freundschaften schliessen - völlig offen und unvoreingenommen?
Vielleicht sollten wir aufhören nach dem 'Richtigen' zu suchen oder nach der 'Einen', vielleicht sollten wir selber aufhören dieses sein zu wollen. Vielleicht sollten wir Geschlechter oder Beziehungsnormen einfach mal in den Hintergrund treten lassen und nur nach jemanden suchen, mit dem wir Spaß haben können und der uns glücklich macht.
In was für einer Form, ist doch egal.
Wow, diese Erkenntnis musste ich selber erst einmal verarbeiten und Carrie Bradshaw-mässig niederschreiben, bevor ich sie richtig verstehen konnte.
Männer, Frauen, Beziehungen, Freundschaften, Mode - am Ende will ein jeder von uns doch bloss eines und zwar glücklichsein und um das auch noch mit jemanden teilen zu können, sollte man sich erst mal selbst kennenlernen - hat man das geschafft, wird man wohl offen genug sein die eine Freundschaft zu finden, die all das oben erwähnte vereint und etwas wird, das über jeder Bezeichnung steht, über jedem Label, das wir versuchen dafür zu finden und über jedem Begriff von Männlichkeit und Weiblichkeit.
Am Ende des Tages ist die Person, mit der wir die längste Beziehung führen, man selbst. Und diese in all ihren Facetten kennenzulernen, sollte man nicht fürchten und sich stattdessen darauf freuen. Ich für meinen Teil habe mich dazu entschlossen aufzuhören für alles die richtige Kategorie zu suchen und etwas, das ich gar nicht definieren kann, auch gar nicht zu definieren versuche und stattdessen einfach nur geniesse und das ist etwas, das ich jedem wirklich nur raten kann.

2 Kommentare:

  1. Obwohl Geschlechter nie eine Rolle spielen sollten, sind sie bei der Wahl eines partners wichtig. Denn liebe ist mehr als Freundschaft , bei manchen kann das "sich verlieben" einfach nur beim anderen Geschlecht eintreten!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dazu muss man aber auch wieder eine Definition von Liebe finden, ich kann das nicht immer trennen - Freundschaft/Liebe.

      Löschen