Dienstag, 3. Januar 2012

Der Prinz und das Theater.

Seine Liebe zum darstellenden Spiel lebte der schöne Prinz bereits im eher bescheidenen Theater unter der Leitung des Leutnant Eierkopfes aus, doch er wollte diese Leidenschaft noch weiter ausweiten.
Also probte er einmal in der Woche in einem großen Theater in einem nicht allzu entfernten Königreich, zusammen mit vielen Anderen seines Alters.
Als im zweiten Jahr dann eine große Aufführung bevorstand, fürchtete der junge Prinz, er müsse seinen Platz im Ensemble aufgeben, denn er würde viele wichtige Proben versäumen, doch man beruhigte ihn und versprach ihm seinen festen Platz in der Aufführung.
Als der junge Prinz, siegessicher, selbstbewusst und vor allem eines textsicher wiederkehrte, wunderten sich seine Mitspieler was er überhaupt wollte, denn seinen Platz hätte er bereits verloren.
Diese Nachricht traf ihn völlig unvorbereitet und als er letztendlich mit der Theaterleitung sprach, wurde die Situation nicht besser.
Das Schreckliche war jedoch nicht die Tatsache, dass er rausgeworfen wurde, nein, viel mehr die Art wie man mit ihm umging. Er wurde respektlos angesprochen und man sah ihm dabei nicht einmal in die Augen.
Doch der Prinz schwor sich selbst, seine Würde zu behalten.
Höflich und hocherhobenen Hauptes verabschiedete er sich und ging aus der Tür und er drehte sich nie wieder um.
Unten, vor dem Haus angekommen, übermannte es jedoch auch den jungen Prinzen, der gerade das Gefühl hatte, man hätte ihm gerade seine Leidenschaft aus dem schlanken Körper gezogen,  und so tat er das, was ein jeder tun würde. Er weinte.
Und er hörte nicht mehr auf, er ging in Richtung Bahnhof, es regnete und er scherte sich einen Dreck um die Blicke anderer Leute. Er rief seine liebsten Prinzessinnen an und suchte Trost, während er mit ihnen telefonierte. Endlich. Sein Zug kam und er wollte einsteigen, doch plötzlich spürte er wie ihm der Boden, im wahrsten Sinne des Wortes, unter den Füßen entglitt. Er rutschte aus. Der gesamte Inhalt seiner Tasche entleerte sich auf dem dreckigen Zugfußboden und er selbst lag mitten drin.
Da war er nun, perfekt gekleidet und trotzdem am Boden.
Er versuchte sich zusammenzureißen und unterdrückte die Tränen, was ihm aber auch nur für kurze Zeit gelang. Die überwiegend älteren Leute, die ihm aufhalfen, starrten ihn mitleidig an, doch alles was er wollte, war nach Hause zu fahren. Er setzte sich und suchte weiterhin das Gespräch mit seinen Prinzessinnen, die jedoch nur wenig verstanden, da überwiegend Geschluchze das Gespräch dominierte.
Nach einiger Zeit fühlte er sich taub, er hatte das Gefühl gerade irgendetwas verloren zu haben.
Aber in Wahrheit wurde ihm klar, er wurde befreit. Man müsse sich im Leben eben manchmal entscheiden und sollte die Entscheidung treffen, die für einen am Besten war, man könne eben nicht auf zwei bzw. fünf  Hochzeiten gleichzeitig tanzen.
Der Zug hielt an, er stieg aus und sah seine Prinzessinnen, die bereits auf ihn warteten und es war ein gutes Gefühl.

3 Kommentare:

  1. Omg!! Das ist wirklich gut geworden und ich weis genau was du damit sagen willst! Mein großes Lob, dein Blog ist echt genial und ich hab all deine Artikel gelesen!! Mach weiter du hast es drauf. ��

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  2. Kommt mir irgendwie bekannt vor, die Geschichte ;)
    Hast du sehr schön geschrieben!!!

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