Montag, 16. Juni 2014

Coffeeface.

Als ich neulich zusammen mit meiner Freundin Vero das Cafe Vorhölzer Forum zum ersten Mal besuchte, wusste ich, dass mich etwas Besonderes erwarten würde, denn das Cafe in der Technischen Universität lockt nicht nur mit einem traumhaften Ausblick auf die gesamte Stadt, sondern auch mit dem Ruf Münchens neuester Hotspot zu sein.
Auf der Dachterrasse angekommen, staunte ich nicht schlecht, was mich aber noch viel mehr zum Staunen brachte, war die Aussicht auf den Tisch nebenan.
Dort saß ein Mädchen, das einen Cappuccino neben sich stehen hatte, in dem doch tatsächlich ein Einhorn zu sehen war, jedoch kein Einhornförmiger Fleck, der viel Spielraum für Interpretationen übrig liess, sondern ein wunderschön gezeichnetes Fabelwesen.
Als ich mich an der Bar erkundigte, wer denn dieses Kunstwerk gemalt hatte, lernte ich den wohl kreativsten Barista Münchens kennen - Markus Posselt.
Auf die Frage was es damit auf sich hatte, erzählte mir der studierte Kunstpädagoge, dass dies die Möglichkeit wäre seine Leidenschaft für Kunst mit seiner Leidenschaft für Kaffee zu verbinden und den Menschen auch noch ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Die Idee fand ich so schön, dass ich mir gleich einen Cappuccino bestellen musste (und das obwohl ich Kaffee nicht einmal gerne trinke, so schnell war ich also bereit meine Prinzipien über Board zu werfen)
Da Markus meinte er könnte mir alles in den Kaffee zeichnen, was ich mir wünschen würde, wünschte ich mir mich selbst - was auch sonst - und staunte nicht schlecht, als Markus ohne zögern loslegte und so wirkte, als würde er den ganzen Tag nichts anderes tun, als Gesichter in Kaffeetassen zu zeichnen.
Ich hatte mir mein Portrait ja schon auf vielen Sachen vorgestellt - Plakatwänden, Kinoleinwänden oder oder auch auf Magazincovern, kein Traum war mir zu Absurd, aber in Milchschaum? Das war etwas, von dem ich nicht mal wusste, dass es möglich wäre und schon gar nicht in München.
(das Ironische dabei ist auch noch, dass ich laktoseintolerant bin)
Mona Lisa / Che Guevara


Als ich in meine Tasse blickte und mich sofort wiedererkannte, war ich so überrascht, dass ich das Gefühl hatte  unbedingt mehr erfahren zu müssen.
Ich fragte Markus ob er nicht Lust hätte auf eine Art Interview für meinen Blog und verabredete mich mit ihm.
Auf seiner Homepage konnte ich mich von ganz vielen weiteren Bildern beeindrucken lassen und mir gingen bereits zu Hause tausend Fragen durch den Kopf, die ich Markus stellen wollte.
Wie kommt man dazu? Kann man das lernen? Was steckt dahinter?
Als ich mich heute mit Markus traf und mein Gesicht erneut in einem duftenden Cafe Latte bestaunen durfte, bekam ich meine Antworten.
Er schaffte es sogar meinen Blumenkranz von Dirndl Liebe mit in die Tasse zu nehmen :)


Me by Markus 
Markus Posselt

Markus erzählte mir, dass er schon von Kindertagen an jede Gelegenheit nutze um sich kreativ auszutoben und ganz gleich ob es Zeichnen oder das Erlernen von Musikinstrumenten war, sich niemals nur auf nur eine Sache konzentrieren konnte. (das kommt mir irgendwie bekannt vor)
Sogar beim Studium verfolgte er diese Philosophie und fand erst nachdem er es mit einem Technischen und einem sozialen Studium versucht hatte in Kunstpädagogik das Richtige.
Als leidenschaftlicher Kaffeetrinker liebt er die Arbeit in Cafes, da er dadurch keinen Druck verspüren würde unbedingt Geld mit seiner Kunst verdienen zu müssen und die Kreativität einfach von allein kommen würde.
Damit kommen wir auch zur Frage, mit der sich jeder Künstler in einem Interview rumschlagen muss:
Was genau ist die Intention hinter der Kaffeekunst und was das Ziel?
'Ich will die Welt einfach ein bisschen schöner machen, liebe den Kontakt mit Menschen und geniesse es ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich will Menschen glücklich machen und irgendwann einmal ein eigenes Cafe besitzen'
Auf die Frage ob Kaffee-Kunst lernbar sei, meinte Markus, dass es sich bis zu einem bestimmten Punkt auf jeden Fall erlernen lasse den Kaffee in Formen zu giessen und die Gestaltung, die er mit seinem modifizierten Zahnarzt Besteck durchführen würde, vielleicht auch ein bisschen Begabung sei.
Was er dabei in den Kaffee zeichnen würde, sei unbegrenzt, von Portraits über Comicfiguren, nackten Menschen oder einfach nur gegossenen Motiven (wie Schwäne) sei alles dabei gewesen.
Sogar sein Liebesglück hat der 31-Jährige der Kaffekunst zu verdanken und das auf die kitschigste und wohl schönste Art und Weise, die man es sich nur vorstellen kann.
'Es gab da ein Mädchen, das ich schon länger im Auge hatte und eines Tages goss ich ihr ein Herz in den Kaffee und schrieb meine Telefonnummer rein, ich dachte nie, dass sie sich melden würde, aber siehe da, jetzt sind wir ein Paar'

Das Gespräch mit Markus Posselt war wie ein gutes Buch zu lesen, man wollte immer mehr wissen.
Das Faszinierendste jedoch war die Begeisterungsfähigkeit, die jemand mitbringen kann, für das was er tut. Selten habe ich einen Menschen mit so viel Hingabe sprechen hören, wie Markus über seine Arbeit, die Alltag mit Kunst verbindet.
Ein weiterer Punkt, der Markus als Barista wohl einzigartig macht, ist das scheinbar unerschöpfliche Wissen und Know-How, das er zum Thema Kaffee mitbringt.
Wer sich selbst einmal von Markus Talent überzeugen will, sollte am besten einen Blick auf die brandneue Facebookseite werfen und gleich mit Gefällt Mir markieren.
Auf der Homapage gibt es natürlich auch Kontaktmöglichkeiten (für Hochzeiten, Messen etc.) und für alle Münchner unter euch, gibt es noch die Möglichkeit Markus live zu erleben (das hört sich fast schon an, als würde ich einen Popstar anpreisen haha) - wann er im Vorhölzer Forum Dienst hat, wird auch auf der Facebook-Seite bekanntgeben.
Dass hinter einer Tasse Kaffee eine so spannende Geschichte stecken kann und darin auch noch so ein schönes Bild verborgen wird, ist eine Tatsache, die mich weiter zu träumen anregt.
Zu träumen, dass es da draussen noch ganz viele unerlebte Dinge gibt, die wir erst erkennen, wenn wir ganz genau hinsehen und das ist doch eine Vorstellung, die den Alltag ganz neu und spannend erscheinen lässt, oder?
Ich danke Markus jedenfalls, dass er mich an diese Tatsache erinnert hat.

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