Eine gute Freundin sagte mir einmal, sie beneide Jungs in modischer Hinsicht.
'Ist man ein Mädchen ist es viel schwieriger einen eigenen, stylischen Look zu entwickeln, als es für Jungs ist' klagte sie. 'Weil so viele Mädchen 'trendy' angezogen sind'.
Ich sehe das Ganze ein wenig anders. Für Frauen ist es viel einfacher wirklich mit der Mode zu gehen und unkonventionelle Looks zu stylen, da günstige Labels wie Zara, H&M oder Asos genügend Trends großer Namen adaptieren um zweifellos ein High Fashion Styling zu ermöglichen.
Zwar haben all diese Labels auch männliche Abteilungen, leider sind diese meist auf Massentauglichkeit ausgerichtet und machen es für männliche Fashionistas (und das sind weit aus mehr als erwartet) zur wahren Herausforderung anspruchsvolle Outfits zu kombinieren.
Das Ironische dabei ist jedoch, dass es auch genügend Designer gibt, die extravagante Stücke für ihre Herrenlinien entwerfen (Tom Rebl, Givenchy, Saint Laurent oder Christian Louboutin um nur wenige davon zu nennen), wer ein Stück aus einer derartigen Kollektion erwerben will - darf zahlen, denn ein Designerteil ist und bleibt Luxus und kostet dementsprechend!
Ich versuche das Ganze positiv zu sehen
(was bleibt mir auch anderes übrig). Umso bedeutender ist es also für einen Mann, wenn er es schafft mit seinem Styling etwas Neues, Eigenes zu erschaffen.
Für uns Jungs heisst das in erster Linie Konventionen zu durchbrechen. Es ist für uns kaum möglich in ein Geschäft zu gehen und mit komplett Looks wieder herauszumarschieren (zumindest für mich) , also wird es Zeit unsere inneren Jäger und Sammler Triebe zu rehabilitieren und uns auf die Suche zu machen.
Wichtigste Adressen bleiben weiterhin Vintage Shops und günstige Marken, die sind ideal für Basics und Schnäppchen, doch nun gilt es die erste Hürde zu meistern - die Damenabteilung.
Als ich 16 war und anfing Röhrenjeans zu tragen, verschlug es mich fast auschließlich in Damenjeans, da es damals (mei, so lang ist's her - ganze vier Jahre!) kaum möglich war wirklich enge Jeans für Jungs zu finden.
Heutzutage gibt es jedoch auch genügend Labels, die Skinny Jeans in ihrer Herrenlinie anbieten (Cheap Monday, Hell's Bells).
Röhrenjeans hin oder her, mittlerweile haben sich meine Ansprüche an ein besonderes Styling ein wenig erhöht.
Obwohl ich doch das ein oder andere Designerteil in meinem Schrank beherberge, sind die extravagantesten Teile aus Second Hand Shops, Flohmärkten oder aus der Garderobe meiner Mutter.
Wir leben in einer Zeit, in der es völlig Ok ist, wenn Mädchen den Boyfriend Look interpretieren, andersrum traut sich das aber fast niemand - ich spreche natürlich nicht davon, dass Jungs jetzt Miniröcke und High heels tragen sollen, aber die weiten Schnitte aktueller Damenmode verleiten schon zu der ein oder anderen Outfit-Inspiration.
Wie bei jeder modischen Herausforderung, ist es auch hier nur eine Frage der Einstellung!
Ist man(n) der Typ für avantgardistische Looks kann das Ganze fabelhaft aussehen - fühlt man sich unwohl, wirkt es schnell lächerlich.
Wichtig sind hier Details. Es darf aus der Damenabteilung kommen - sollte aber nicht unbedingt danach aussehen.
Hat ein Blazer Abnäher am Brustbereich, sollte man(n) die Finger davon lassen! Wichtig ist auch die Breite der Schultern und die Taillierung.
Weniger schlimm sind zu kurze Ärmel, die können ein bisschen gerafft, leicht kaschiert werden. (außerdem geht es euch vielleicht ähnlich wie mir, dem jeder Ärmel zu kurz ist, ganz egal aus welcher Abteilung das Teil stammt)
Ansspruchsvoller wird das Ganze schon, wenn es um die richtige Kombination geht.
Man sollte dabei immer nur auf ein feminines Teil setzten. Modevorbilder sind hier Kanye West und Bill Kaulitz, die eine feine Damenbluse zur derben Lederjacke tragen - Mega-Trend und für unterschiedlichste Typen tragbar!
Trägt man eine verspielte Hose, sollte diese mit etwas Maskulinem, wie einem übergroßen Herrensakko oder einem Parka ausgeglichen werden.
Kommen wir nun zu der Königsdisziplin - Accessoires!
Jemand sagte mal die Uhr sei der einzig wahre Schmuck des Mannes, das mag vor 100 Jahren vielleicht der Fall gewesen sein - heute trägt der moderne Mann Ringe, Ketten und lässt es funkeln, wo es nur geht!
Ich persönlich greife auch hier auf meine Lieblingsmethode zurück - dem Stilbruch.
Eine klassiche Blazer-Hemd Kombination und dazu eine opulente Statement-Kette. Hier gilt, desto schlichter der Anzug umso auffälliger darf die Kette sein, also her mit Lederfransen, Strasssteinen und goldenen Collieres!
Und wer dachte, dass die bisher der Damenwelt vorbehaltene Clutch für Herren untragbar sei, wird auch eines besseren belehrt.
Dolce&Gabbana präsentierten in ihrer letzten Accessoirekollektion erstmals die Abendclutch für den Mann - für stolze 600 Euro!
Wer das nötige Kleingeld gerade nicht parat hat, trotzdem nicht auf den Komfort einer Abendtasche verzichten möchte, sollte auch hier zu Damenmodellen greifen.
Egal ob schlicht aus schwarzem Leder oder extravagant mit Nieten besetzt - erlaubt ist was Spaß macht, allerdings kommt der mann hier in einen kleinen Haltungskonflikt:
HOW TO WEAR A CLUTCH AS A BOY: Oben!
HOW TO WEAR A CLUTCH AS A GIRL: Unten!
Betrachtet man die modernen Modeikonen der männlichen Fasionwelt, wird klar, dass obwohl sie so unterschiedlich sind, eines gemeinsam haben: MUT!
Egal ob es ein pastellfarbener Smoking von Lapo Elkann, ein bestickter Kimono von Bill Kaulitz oder der Dandy-Look von Ed Westwick ist, ein Mann mit Stil braucht heutzutage immer noch ein großes Selbstbewusstsein und dieses wird durch die endlosen Streifzüge durch Onlinestores, Damenabteilungen und Flohmärkten nur bestärkt - was dabei heraus kommt? Ein eigener Stil, zu dem man(n) gefunden hat und zu dem man(n) dann auch steht - ganz egal Designerteil oder nicht!
Also Jungs, steht euren Mann und schlüpft in ein Kleid, wenn ihr es wollt, wie das aussehen kann, wisst ihr ja jetzt.
Da Bilder immer noch mehr als Worte sprechen: Dass Teile aus der Damenabteilung, alles andere als
girly aussehen müssen, beweisen folgende Stücke - alle aus aktuellen Kollektionen:
Blazer - Zara.
In jedem gezeigten Look steckt mindestens ein teil, das ursprünglich für die Damenwelt entworfen wurde.